Taschengeld – Haben Jugendliche einen juristischen Anspruch?

Die Frage, ob und in welcher Höhe Taschengeld gezahlt werden muss, führt häufig zu hitzigen Diskussionen zwischen Eltern und Kindern. Haben Kinder und Jugendliche einen Rechtsanspruch auf die Zahlung von Taschengeld? Das Österreichische Jugendrecht ist in dieser Hinsicht nicht eindeutig.

Wie ist der Anspruch auf Taschengeld im österreichischen Jugendrecht geregelt?

Taschengeld zur freien Verfügung bietet Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, den Umgang mit Geld bereits in jungen Jahren zu lernen. Der verantwortungsbewusste Umgang mit finanziellen Ressourcen ist eine der wichtigsten Kernkompetenzen, die junge Menschen benötigen und Voraussetzung für ein Leben ohne finanzielle Probleme. Außerdem ist es wichtig, Jugendliche auf dem Weg des Erwachsenwerdens in ihrer Selbstständigkeit zu bestärken. Das betrifft auch die Erfüllung der eigenen Konsumwünsche. Taschengeld ermöglicht den Kindern und Jugendlichen, sich kleine Wünsche selbst zu erfüllen. Über die Sinnhaftigkeit von Taschengeldzahlungen herrscht ein breiter Konsens: Mehr als 80 Prozent der Befragten Erwachsenen gaben an, dass sie Taschengeld für sinnvoll und notwendig erachten. Ob jedoch ein juristischer Anspruch besteht ist umstritten.

Es gibt keine eindeutige Antwort auf die Frage, ob Kinder und Jugendliche einen rechtlich fundierten Anspruch auf Taschengeld haben. Der Begriff Taschengeld wird in keinem Gesetz ausdrücklich erwähnt. Deshalb herrscht verbreitet die Meinung, dass Taschengeld von den Eltern nicht gefordert werden kann, sondern eine freiwillige Leistung ist. Andererseits haben Kinder und Jugendliche einen gesetzlich verankerten Unterhaltsanspruch gegen ihre Eltern. Indirekt lässt sich somit ein Anspruch auf Taschengeld als Teil des elterlichen Unterhalts ableiten.

Praktische Tipps zur Bemessung des Taschengelds

Ein Recht auf Taschengeld durchzusetzen, ist in Österreich nicht möglich. Die meisten Eltern sind aber aufgrund der erzieherischen und praktischen Vorteile bereit, ihren Kindern Taschengeld zur freien Verfügung zu zahlen. Damit sich die positiven Effekte entfalten können, ist es wichtig, die Taschengeldzahlungen nicht von Schulnoten oder dem Wohlverhalten abhängig zu machen. Taschengeld dient außerdem nicht dazu, dass die Kinder und Jugendlichen damit ihre Grundbedürfnisse bestreiten. Muss das Kind beispielsweise in der Schule täglich Geld für das Mittagessen bezahlen, sollte es diese Summe zusätzlich zum Taschengeld erhalten.

Welche Taschengeld Höhe ist angemessen?

Die Höhe des Taschengelds orientiert sich an der finanziellen Leistungsfähigkeit der Eltern und somit an den Lebensverhältnissen der Familie. Anhand der Prozentwertmethode können Eltern berechnen, welche Taschengeld Höhe als angemessen gilt. Demnach berechnet man das Taschengeld in Prozent des Unterhaltsanspruchs. In der folgenden Tabelle finden Sie Richtwerte für die Berechnung des Taschengelds anhand des Unterhaltsanspruchs.

Alter

Prozent Unterhaltsanspruch

bis 7 Jahre 1
7 bis 10 Jahre 5
10 bis 14 Jahre 8
14 bis 18 Jahre 10

 

Folgende Taschengeldzahlungen gelten als angemessen für die verschiedenen Altersgruppen:

 

Alter

Taschengeld Höhe

Auszahlungsturnus

6 bis 8 Jahre 0,50 bis 2 Euro wöchentlich
8 bis 10 Jahre 2 bis 3 Euro wöchentlich
10 bis 12 Jahre 8 bis 14 Euro monatlich
12 bis 14 Jahre 12 bis 20 Euro monatlich
14 bis 16 Jahre 18 bis 35 Euro monatlich
16 bis 18 Jahre 30 bis 60 Euro monatlich
18 bis 20 Jahre 50 bis 80 Euro monatlich

Da es keinen rechtlich verbrieften Anspruch auf Taschengeld gibt, handelt es sich bei beiden Tabellen nur um Orientierungshilfen. Diese Richtwerte dienen Kindern und Jugendlichen als Argumentationshilfe. Letztlich muss die Höhe des Taschengeldes jedoch individuell mit den Eltern ausgehandelt werden.

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