Virtuelle Währungen: Nutzen und Risiken

Virtuelle Währungen dienen in erster Linie als Zahlungsmittel oder als Wertspeicher. Oft dienen sie auch der reinen Spekulation mit dem Ziel der Gewinnmaximierung.

Stadler Völkel Rechtsanwälte GmbH | 26.07.2021 | Bank- und Kapitalmarktrecht Seite drucken

Was kann man mit virtuellen Währungen machen? Welche Risiken sind damit verbunden?

Virtuelle Währungen sind im Mittelpunkt der Gesellschaft angekommen. Trotz Skepsis von Seiten des Finanzsektors sowie durch Mainstream-Medien steigen Akzeptanz und Popularität ungebremst weiter. Aufgrund der Globalisierung und insbesondere der Schnelllebigkeit des 21. Jahrhunderts befindet sich die Finanzwelt in einem Wandel. Staatliche Währungen wie etwa Euro oder US-Dollar unterliegen seit Jahren steigender Inflation. Viele Banken stoßen auf Unzufriedenheit ihrer Kunden, es wird ihnen eine gewisse Innovationsträgheit vorgeworfen. Dieses Stimmungsbild begünstigte in den letzten 10 Jahren nicht nur die steigende Beliebtheit von Online-Finanzdienstleistern wie PayPal, sondern legte die Grundpfeiler für den Ausbau von alternativen Währungssystemen, wie den virtuellen Währungen.

Virtuelle Währungen als Zahlungsmittel?

Bereits die Bezeichnung als Währung lässt darauf schließen, virtuelle Währungen als Zahlungsmittel zu verwenden. Schwierigkeiten bei der Verwendung von virtuellen Währungen als Zahlungsmittel bereiten schwankende Wechselkurse der gängigen virtuellen Währungen.
Kursschwankungen von bis zu 20 % an einem Tag sind keine Seltenheit. Gerade für den Einzelhändler, der eine Zahlung mit einer virtuellen Währung akzeptiert, könnte das Risiko eines Wertverlustes sehr hoch sein. Nichtsdestotrotz haben sich in den letzten Jahren klare Tendenzen für eine breite Anerkennung von virtuellen Währungen als Zahlungsmittel entwickelt. Immer mehr Online-Shops, Autohändler oder sogar Rechtsanwaltskanzleien akzeptieren Zahlungen in Form von virtuellen Währungen.

Der Kaufpreis wird in der Regel trotz Zahlung mit virtuellen Währungen in Euro ausgewiesen. Das Wechselkursrisiko wird oft auf den zahlenden Kunden übergewälzt, der die geeignete Menge an virtuellen Währungseinheiten zur Begleichung des Kaufpreises in Euro an den Händler zu übertragen hat. Das Risiko eines etwaigen Kursverlustes trägt in diesem Fall der Verbraucher. Mehr Potential als Zahlungsmittel weisen sogenannte "Stable coins" auf. Stable coins sind virtuelle Währungen, die an den Kurs einer bestimmten Fiatwährung, etwa Euro, zwecks Wertstabilisierung an-geknüpft sind. Stable coins verbinden daher die Vorteile der Blockchain-Technologie mit jenen klassischer Währungen.

Auch internationale Überweisungen und das Sammeln von Kapital im Wege des Crowdfundings werden immer öfter mit virtuellen Währungen durchgeführt. Ob das Kaffee "ums Eck" bereits Bitcoin, Ethereum und Co akzeptiert, kann durch Webseiten wie www.coinmap.org einfach herausgefunden werden.

Virtuelle Währungen als Wertanlage?

Aktuell werden virtuelle Währungen hauptsächlich als Wertanlage alternativ zu Wertpapieren, Edelmetallen, etc. verwendet. Bedingt durch die enormen Wertsteigerungen virtueller Währungen in den letzten Monaten und Jahren wurde das breite Publikum aufmerksam und sah die Möglichkeit, von diesen Wertsteigerungen zu profitieren. Unzählige Anbieter rund um die ganze Welt stellen zum Teil nutzer-freundliche Webseiten zu Verfügung und ermöglichen auf relativ einfachem Weg das Tätigen von Investments in virtuelle Währungen.

Zu unterscheiden ist zwischen Anbietern, die jegliche Verwaltung inklusive der privaten Schlüssel für den Nutzer übernehmen und jenen Anbietern, die dem Nutzer nur eine Software zur eigenständig Verwaltung zur Verfügung stellen. Im Fall letzter behält der Nutzer die vollständige Kontrolle über sei-ne digitalen Assets. Virtuellen Währungen werden dazu in "virtuellen Geldtaschen", sogenannte Wallets verstaut und gehalten. Nutzer können diese jederzeit eigenständig ohne Zutun Dritter an andere Wallet-Adressen übertragen. Die technische Grundlage virtueller Währungen, der Blockchain, bietet daher eine effektive Umgebung für Investments ohne großen Verwaltungsaufwand und mit niedrigen Kosten.

Weitere Vorteile, welche sich aus der Wertspeicherung von digitalen Währungen ergeben, sind die Möglichkeit der raschen Durchführung von Transaktionen im Vergleich zu zentralisierten Systemen und die Sicherheit der Übertragbarkeit durch die dezentrale Validierung von Transaktionen.

Virtuelle Währungen als Spekulationsobjekt?

Ein weiterer Anwendungsfall von virtuellen Währungen ist die Gewinnerzielung durch Tätigung spekulativer Geschäfte. Eine Vielzahl von Investoren oder "Trader" konzentriert sich auf den kurzfristigen Handel von virtuellen Währungen unter Ausnutzung von Schwankungsbreiten der Wechselkurse. Diese Volatilität bietet enorme Chancen kurzfristig Gewinn zu erzielen, birgt jedoch auch Risiken, die entsprechende Vorsicht im Handel von virtuellen Währungen erfordern.

Risiken virtueller Währungen

Zwar genießen virtuelle Währungen mittlerweile ein weit besseres Image als früher, viele Nutzer assoziieren virtuelle Währungen allerdings noch mit Geldwäscherei, Finanzierung von Terrorismus und der Tätigung rechtswidriger Geschäfte.

Risiko staatlicher Regulierung

Virtuelle Währungen wurden bisher von keinem Staat als offizielle Währung anerkannt und sind lediglich von einigen als eine Form der Wertanlage kategorisiert worden. Ein totales Verbot ist aufgrund der dezentralen Struktur schwer umzusetzen. Die steigende Beliebtheit virtueller Währungen weckt das Interesse von Banken und Unternehmen. Daher ist eine positive Tendenz hin zu weiterem Wachstum und größerer Akzeptanz zu beobachten. In Österreich wurden virtuelle Währungen erstmals durch das Finanzmarkt-Geldwäsche-Gesetz reguliert. Dieses ist jedoch nur auf die Erbringung bestimmter Dienstleistungen im Zusammenhang mit virtuelle Währungen, nicht auf sonstige digitale Assets, anwendbar. In einigen Bereichen ist die unklare Rechtslage durchaus als ernstzunehmendes Risiko für Unternehmen im Finanztechnologiesektor (kurz: FinTechs) einzustufen.

Die weitere Regulierung von virtuellen Währungen (zB in steuerlicher Hinsicht) ist für Unternehmen mitunter nicht vorhersehbar. Dies stellt gerade für junge Unternehmen eine Barriere hinsichtlich der Integration von virtuellen Währungen als Zahlungsoption dar.

Exkurs: Europäischer Rechtsrahmen

Die Europäische Kommission hat einen umfangreichen Entwurf der geplanten Verordnung zur Regulierung der Markets in Crypto-Assets (MiCA-VO) vorgelegt. Durch die MiCA-VO sollen auch sonstige bis-her weitgehend nicht regulierte digitale Assets, wie etwa Token, die lediglich zum Eintausch gegen bestimmte Produkte oder Dienstleistungen des Emittenten berechtigen, einer Regulierung zugeführt werden. Gerade für kleinere und mittlere FinTech-Unternehmen stellt die MiCA-VO unter Umständen ein unvorhersehbares Risiko in der Umsetzung des geplanten Geschäftsmodells dar. Durch die MiCA-VO werden aktuell weitgehend nur schwach regulierte Bereiche, etwa die Ausgabe von digitalen Assets im Rahmen von Initial Coin Offering, künftig einer umfassenden Regulierung – vergleichbar mit dem klassischen Kapitalmarkt – zugeführt.

Risiko einer nicht erprobten Entwicklung

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Funktionen, die bereits technisch einwandfrei funktionieren, das Gesamtnetzwerk befindet sich jedoch noch immer im Anfangsstadium und viele potenzielle Anwendungen, vor allem für den kommerziellen Massenmarkt, sind noch nicht ausgereift. Außerdem ist die Blockchain-Technologie in dieser Form eine technische Neuerung, bei der das Auftreten von Fehler nicht ausgeschlossen werden kann.

Nischenrisiko

Blickt man losgelöst von den anderen Währungen einzig auf Bitcoin, fällt auf, dass dieser zum momentanen Zeitpunkt die bekannteste und durch viele Investitionen auch die am stärksten unterstützte virtuelle Währung darstellt. Jedoch existieren eine Vielzahl an Konkurrenzwährungen, die eventuell die Marktmacht übernehmen könnten. Risiken und technische Mängel der Bitcoin-Blockchain könnten für auf anderen Technologien beruhende Währungen einen erleichterten Markteintritt bedeuten. Eine weitere Möglichkeit bestünde darin, dass Bitcoin sich unter seinem immer noch eher teils negativ behafteten Image nur langsam verbreiten kann. In einem sich erst formenden Markt wie dem der digitalen Währungen muss stets mit dem Aufkommen eines starken Wettbewerbs zwischen verschiedenen virtuellen Währungen gerechnet werden. Des Weiteren steht die Etablierung von virtuellen Währungen als Zahlungsmittel dem umfangreichen Angebot an virtuellen Währungen entgegen.

Risiko der Volatilität

Eines der in der breiten Öffentlichkeit bekanntesten Risiken, das aus anderer Perspektive auch als Vor-teil gesehen werden kann, ist die starke Volatilität des Wechselkurses von virtuellen Währungen. Anfänglich wurde vor allem Bitcoin hauptsächlich als Wertspeicher gesehen, der wie auf einer klassischen Börse bei niedrigen Preisen gekauft und bei hohen Preisen verkauft werden kann. Kursschwankungen von über zehn Prozent innerhalb eines Tages sind durchaus als gewöhnliche Marktbewegungen zu beobachten. Für risikobereite Spekulanten kann ein solcher Markt interessant sein, doch das eigentliche Ziel, virtuelle Währungen als reguläres Zahlungsmittel einzusetzen, ist durch solche Schwankungen stark gefährdet.

Mit dieser kurzen Erörterung soll aufgezeigt werden, dass hinter virtuellen Währungen ein großes Potential steckt und den Beginn eines Umdenkens im Finanzsektors einläuten könnte. Die Vielzahl von Möglichkeiten, welche durch virtuelle Währungen geschaffen werden, bilden einen Nährboden für weitere Innovationen. Jedoch dürfen die Risiken, die damit verbunden sind, nicht außer Acht gelassen werden.

Autoren: Mag. Philipp Ley | Philip Plaute LL.B. (WU) | STADLER VÖLKEL Rechtsanwälte

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