Was ist beim Erwerb virtueller Währungen zu beachten?

Virtuelle Währungen erfreuen sich nach wie vor an Popularität. Vor dem erstmaligen Erwerb von virtuellen Währungen ist es ratsam, sich vorab mit dem technischen "Krypto-Basiswissen" vertraut zu machen. Damit die erworbenen Einheiten nicht unwiederbringlich verloren gehen, müssen im Vorfeld einige Risiken berücksichtigt werden. Dieser Beitrag soll überblicksmäßig darstellen, was vor einem Erwerb virtueller Währungen zu beachten ist.

Stadler Völkel Rechtsanwälte GmbH | 16.08.2021 | Bank- und Kapitalmarktrecht Seite drucken

Wo können virtuelle Währungen erworben werden?

Einsteiger können virtuelle Währungen vor allem bei sogenannten Brokern für Kryptowährungen erwerben. Unter Brokern versteht man in diesem Zusammenhang Unternehmen oder Personen, die als finanzieller Vermittler auf dem Markt den Kauf und Verkauf von Kryptowährungen ermöglichen. Dabei wird beim Kauf bzw. Verkauf der Preis von dem Broker selbst festgelegt. Weiters fallen für die Broker-Dienstleistungen Aufschläge an, die letztlich der Kunde zu tragen hat.

Virtuelle Währungen können auch auf eigenen Handelsplätzen für virtuelle Währungen, sog. Kryptowährungs-Exchanges (auch "Krypto-Börsen" genannt), erworben werden. Eine Krypto-Börse stellt eine Online-Plattform für Käufer und Verkäufer zur Verfügung, damit diese auf Grundlage aktueller Marktpreise entweder direkt von der Börse virtuelle Währungen beziehen oder untereinander Kaufverträge über den An- und Verkauf von virtuellen Währungen abschließen. Der Handel von virtuellen Währungen zwischen Nutzern untereinander ist für Einsteiger ohne ausreichende Kenntnisse jedoch nicht empfehlenswert.

Wallets und Adressen

Um virtuelle Währungen wie Bitcoin empfangen und übertragen zu können, benötigt man eine sogenannte Adresse (vergleichbar mit einer Kontonummer). Die Adresse wird beim Einrichten einer Wallet automatisch erstellt. Bei der Adresse handelt es sich um eine alphanumerische Zeichenfolge, wie etwa "3LLd3dVrhCWxo9igTUWDoxPsqCFdzxqkBm".

Zu jeder Adresse gehört ein sog. privater Schlüssel ("private key"), mit dem über das Krypto-Vermögen verfügt werden kann. Wird eine neue Adresse angelegt, wird stets ein passender und einzigartiger privater Schlüssel erzeugt. Im Idealfall ist der private Schlüssel nur derjenigen Person bekannt, welche die Adresse angelegt hat. Um Einheiten einer virtuellen Währung übertragen zu können, ist die Kenntnis des privaten Schlüssels erforderlich. Für das Empfangen von virtuellen Währungen genügt hingegen die Nennung der öffentlichen Adresse. Private Schlüssel können digital abgespeichert oder ausgedruckt und abgelegt werden. In manchen Fällen verfügt auch ein Dritter über den privaten Schlüssel. Dies ist etwa bei Krypto-Börsen der Fall, bei denen virtuelle Währungen oftmals von der Börse für den Kunden gehalten werden. Ein Handel erfolgt durch Anweisung der Börse, virtuelle Währungen zu kaufen oder zu verkaufen. Auch bei der Nutzung mancher Wallets wird der private Schlüssel bei einem Dritten hinterlegt und von diesem verwaltet. In einer Wallet kann der Nutzer die Adressen und die dazugehörigen privaten Schlüssel verwalten. Anders als der Name vielleicht vermuten lässt, ist eine Wallet nicht mit einer herkömmlichen Geldbörse vergleichbar. Nicht die virtuellen Währungseinheiten werden in einer Wallet verwahrt, sondern "nur" die Adressen und die zugehörigen privaten Schlüssel. Virtuelle Währungen befinden sich daher regelmäßig nicht in einer Wallet, sondern sind einer bestimmten Adresse auf der Blockchain zugewiesen.

Verschiedene Arten von Wallets

Es gibt verschiedene Arten von Wallets, die unterschiedliche Vor- und Nachteile sowie unterschiedliche Sicherheitsniveaus aufweisen. Die Auswahl der Wallet richtet sich nach dem Zweck, den die Wallet für den Nutzer erfüllen soll.

Sicherer Umgang mit privaten Schlüsseln

Nach Verlust des privaten Schlüssels gibt es keine Möglichkeit mehr, auf das eigene Guthaben zuzugreifen. Bringt eine andere Person – etwa durch betrügerische Websites, Hackerangriffe oder Malware – den privaten Schlüssen in Erfahrung, kann diese über die gespeicherten virtuellen Währungseinheiten verfügen. Deswegen ist es wichtig, den privaten Schlüssel sicher zu verwahren und Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Dabei gilt, dass jeder für die Sicherheit der Verwahrung seines privaten Schlüssels selbst verantwortlich ist. Die meisten Wallets bieten die Möglichkeit an, eine Sicherheitskopie zu erstellen, wovon auch Gebrauch gemacht werden sollte.

Generell empfiehlt es sich, bei größeren Beträgen den privaten Schlüssel offline, also mittels einer Hardware Wallet, Paper Wallet oder Card Wallet, zu verwahren. Für kleinere Beträge ist eine Software Wallet praktischer. Da bei Software Wallets der private Schlüssel online gespeichert wird, ist das Sicherheitsrisiko jedoch entsprechend erhöht.

Wie kann man virtuelle Währungen erwerben?

Wie eingangs erwähnt, ist es für Einsteiger ratsam, virtuelle Währungen vorerst über Broker-Plattformen zu erwerben. Die Abwicklung des Kauf- oder Verkaufsprozesses übernimmt der Broker für den Kunden.

Die zweite Möglichkeit besteht im Erwerb von virtuellen Währungen über Krypto-Börsen. Krypto-Börsen wie etwa Bitpanda oder Kraken bieten den Erwerb und Verkauf virtueller Währungen an. Um virtuelle Währungen zu erwerben, ist regelmäßig zuerst ein Konto zu erstellen und zu verifizieren. Zur Registrierung ist bei den meisten Krypto-Börsen ein Lichtbildausweis hochzuladen und die Identität des Kunden, meist per Video, festzustellen. Erforderlich ist allenfalls auch die Übertragung eines Mindestbetrags vor dem ersten Erwerb von virtuellen Währungen auf ein von der Krypto-Börse bekanntzugebendes Konto.

Viele Krypto-Börsen bieten ihren Kunden verschiedene Zahlungsmöglichkeit an, etwa per SOFORT-Überweisung oder SEPA-Überweisung. Der Bestellvorgang dauert in der Regel nur wenige Sekunden. Nach Abschluss des Erwerbsvorgangs erhält der Kunde prompt die erworbenen virtuellen Währungen in seiner Wallet und kann über diese verfügen. Die privaten Schlüssel werden oft von dem Anbieter der Krypto-Börse für den Kunden verwaltet. Dies minimiert für den unerfahrenen Nutzer das Risiko, den privaten Schlüssel und damit die Verfügungsmacht über die eigenen virtuellen Währungen zu verlieren.

Wer virtuelle Währungen erwerben möchte, steht anfänglich einigen Herausforderungen gegenüber. Wie bei allen Investitionen gilt, dass man nur so viel investieren sollte, wie man bereit ist, zu verlieren. Der Erwerber ist oft für die Sicherheit der Verwahrung seines privaten Schlüssels selbst verantwortlich. Wird der private Schlüssel vergessen oder von Dritten in Erfahrung gebracht, gibt es keine Stelle, an die man sich wenden könnte. Vor dem Erwerb von virtuellen Währungen sollten daher vom Erwerber entsprechende Maßnahmen getroffen werden.


Autoren: Mag. Philipp Ley | Veronika Krickl | STADLER VÖLKEL Rechtsanwälte

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